Interessengemeinschaft
Triodos TAR Inhaber
Interessengemeinschaft
Triodos TAR Inhaber
Die Triodos Bank N.V. ist ein niederländisches Kreditinstitut mit Niederlassungen in Deutschland, Spanien, Großbritannien, und Belgien. Die Triodos Bank gibt an, mit den Einlagen ihrer Kunden Projekte und Unternehmen mit sozialem, ökologischem oder kulturellem Mehrwert zu unterstützen. Sie wurde 1980 gegründet.
Die Stiftung zur Verwaltung der Aktien der Triodos (niederl.: Stichting Administratiekantoor Aandelen Triodos Bank/SAAT) verwaltet die Aktien der Bank. Privatpersonen und institutionelle Investoren, die sich an der Bank beteiligen wollten, konnten bis 2019/2020 sogenannte Aktienähnliche Rechte (AR) über die Stiftung erwerben oder auch an die SAAT zurückgeben. Aktieninhaber ist die SAAT, der TAR-Inhaber erwarb mit den TAR Anteile an dem Unternehmen mit einigen Rechten, z.B. einer Dividende. Der TAR-Inhaber kann an der Versammlung der SAAT teilnehmen und abstimmen, an der Hauptversammlung der Triodos Bank kann der TAR-Inhaber teilnehmen, aber ist nicht stimmberechtigt.
Der Preis der TAR berechnete sich nach dem sogenannten Nettoinventarwert (Netto Asset Value -NAV). Dabei wird der Wert der Bank (Guthaben + Forderungen - Verbindlichkeiten) durch die Anzahl der Aktien geteilt. Dies entspricht dem Buchwert. Bei Aktien wird das Verhältnis vom Kurs zum Buchwert teilweise in den Details zur Aktie aufgelistet (KBV).
Die Einnahmen aus den TAR dienen der TriodosBank als Eigenkapital. Die Anzahl der ausgegebenen TAR stieg von Jahr zu Jahr, wie die Jahresberichte der TriodosBank zeigen. Hierdurch wurde das starke Wachstum der Bank finanziert.
(Anzahl TAR:
2003 -1,504 Mill, 2005- 1,793 Mill
2019: 14,400 2020: 14,229 ab 2021: 14,216)
Seit Juli 2014 werden TAR auch von der deutschen Niederlassung der Triodos Bank an deutsche Anleger vertrieben.
Neben einigen größeren TAR-Investoren liegen die meisten TAR im Streubesitz. Viele Anleger wählten das Produkt,
Das Prospekt listete Risiken auf, die überschaubar waren:
"Ein Handel mit Aktienähnlichen Rechten, die Aktien vertreten, ist nur begrenzt möglich; dementsprechend müssen Anleger eventuell warten, bis sie ihre Aktienähnlichen Rechte, die Aktien vertreten, verkaufen können; möglicherweise können sie die Aktienähnlichen Rechte, die Aktien vertreten, auch nicht zu oder über dem Preis verkaufen, den sie für diese Aktienähnlichen Rechte bezahlt haben."
Nach der NAV-Preisbildung kann der Preis der TAR nur fallen, wenn das Unternehmen kein Gewinn macht oder mehr Dividende ausgeschüttet wurde, als es der erzielte Gewinn hergab.
Triodos bewarb diese Art der Preisbildung in der triodos-bank-pressemappe-triodos-aktienahnliche-rechte-2018:
Die Triodos Aktienähnlichen Rechte werden an keiner Börse, sondern an einem internen Markt gehandelt,
wobei ihr Preis auf der Grundlage des Nettovermögenswerts der Triodos Bank N.V. festgesetzt wird. Hierdurch wird die Wertentwicklung der Triodos Aktienähnlichen Rechte nicht durch Börsenschwankungen beeinflusst, was auch in der stabilen historischen Kursentwicklung zum Ausdruck kommt.
Noch im Prospekt 2020 wird eine MTF ausgeschlossen: "Die Aktienähnlichen Rechte sind weder auf einem regulierten Markt noch auf einer multilateralen Handelsplattform (MTF) notiert, noch besteht die Absicht, dies zu tun."
Das letzte Zitat ähnelt dem Ausspruch Walter Ulbrichts kurz vor dem Bau der Berliner Mauer. Und so sollte es auch kommen, dass die Triodos Bank genau das machte, was sie vorher ausgeschlossen hatte.
Von 2020-Ende 2021 wurde der Handel ausgesetzt. Innerhalb einer kurzen Zeitspanne konnte gehandelt werden, bevor dies wieder ausgesetzt wurde. Angeblich wurden zu viele Verkaufsanträge gestellt (was sich nicht in den Zahlen der TAR in den Geschäftsberichten 2020-2021 widerspiegelt, s.oben, die Zahl der ausgegeben TAR nahm nur im Promille-Bereich ab).
Die Triodos Bank informierte im Dezember 2021 die Inhaber der Triodos Aktienähnlicher Rechte (TAR) darüber, dass die Preisbildung der TAR grundsätzlich geändert wird. Ziel sei es, über die neue Form mehr Kapital für die Triodos Bank zu gewinnen. (d.h. die Bank will über die MTF auch neue TAR ausgeben). Der Wert der TARs wurde formell (ohne dass man kaufen/verkaufen konnte) von 84 Euro auf 59 Euro herabgesetzt. Begründung: Andere Bankaktien liegen im (Aktien-)Kurs auch weit unter dem NAV.
Die TAR-Inhaber wurden weder in diese Entscheidung eingebunden noch konnten sie darüber abstimmen.
Im BAFIN-Schlichtungsvorschlag aus dem Jahr 2022 auf eine Beschwerde eines Anlegers heißt es dazu: "Die Schlichtungsstelle ist der Auffassung, dass die Antragsgegnerin zur Rücknahme der TARs zum NAV verpflichtet ist. Denn die Änderung der Verkaufsplattform hin zu einem MTF-System ist ohne die Zustimmung des Antragsgegners nicht möglich. Zum Zeitpunkt der getätigten Käufe des Antragstellers wird in den Prospekten der Antragsgegnerin zur Preisbildung festgehalten, dass diese auf Grundlage des Nettovermögenswertes „(NAV)“ der Triodos-Bank N.V. erfolge. Im Prospekt 2020 wird darauf hingewiesen, dass keine Absicht bestehe, an dieser Form der Preisbildung etwas zu ändern. Durch den Wechsel zu einem MTF-System erfolgt jedoch ein Wechsel der Bedingungen für An-und Verkauf der TAR.
Konkret wird dies zur Folge haben, dass die Inhaber unmittelbar selbst zu variablen Preisen handeln können, mit der Konsequenz, dass eine Variabilität des Preises der TAR entsteht und die Festlegung des Preises nicht mehr über den „NAV“ bestimmt wird."
Die TriodosBank wählte mit Captin einen Weg zu einer MTF, obwohl auf verschiedensten Versammlungen die TAR-Anleger ihren Unmut über die Politik der Bank zum Ausdruck brachten.
Die niederländisch Stiftung SCTB verklagte Triodos vor der niederländischen Unternehmenskammer auf Herausgabe von Informationen über die Entscheidung der Bank, insbesondere über die Jahre vor der Corona-Pandemie. Die Unternehmenskammer gab der Klage nicht recht, stellte aber fest, dass es bereits in den Vorjahren Anzeichen auf ein Ungleichgewicht des Handels gegeben habe und - insbesondere wegen des hohen Lebensalters der Anleger die Bank dem hätte gegensteuern hätte müssen. Die Unternehmenskammer bewertete die MTF als Chance für Triodos, den TAR-Inabern zu beweisen, dass der Handel mit einer akzeptablen Preis- und Liquiditätsbildung möglich sei.
Ab Mitte 2023: Der Preis wird auf einer so genannten Multilateralen Handelsplattform (MTF) über Angebot/Nachfrage ermittelt. Das funktioniert ähnlich wie an der Börse, nur das der potentielle Käuferkreis sehr eingeschränkt ist, da man sich auf der Plattform Captin sehr aufwändig registrieren muss und ein Außenstehender diese Plattform nicht kennt. Triodos Deutschland hat nach eigenen Angaben die Bewerbung der TAR bei Privatanlegern eingestellt.
Der erste Preis lag bei 50 Euro. Dieser Preis wurde in den nächsten 10 Monaten nie wieder erreicht. In den folgen Monaten schwankte der Preis zwischen 20 und 40 Euro (55-76% Wertverlust im Vergleich zum NAV).
Für deutsche Anleger verschlechterte sich der Service deutlich. Captin bietet keinen deutschen Support, die Dokumente sind sehr schlecht übersetzt, die "Handelsbedingungen" sind deutlich schlechter als bei Triodos. Die Bank hat die TAR-Anleger offenbar "outgesourct", bei Fragen wird man an Captin verwiesen. Die Zustimmung zu Captin ist gering. Nur ca ein Drittel der Anleger hat bisher überhaupt ein Handelskonto bei Captin eröffnet. Das Konzept der MTF ist gescheitert und hat bisher nur hohe Kosten generiert (die die Anleger indirekt auch zu tragen haben)
Durch den Handel auf der MTF musste die SAAT den TAR-Inhabern mehr Rechte geben und u.a. das Wahlrecht auf Hauptversammlungen ermöglichen. Seit 2024 können TAR-Inhaber selbst auf Triodos-Hauptversammlungen (auf SAAT-Versammlungen war das bereits vorher möglich) abstimmen.
Das Stimmrecht zeigt erste Erfolge:
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